Evolution und Radiation der Deuterostomia
Die Evolution der Deuterostomia ("Neumundtiere") wird meist unter dem Aspekt der Entstehung von Chordaten- und Cranioten-Konstruktion betrachtet, also Bauplänen, aus denen letztendlich auch der Mensch hervorging.
Relativ wenig diskutiert wird bislang die Möglichkeit, eine Chordaten-Konstruktion bereits an die Basis der Deuterostomia zu setzen – und dies, obwohl vergleichend-entwicklungsgenetische Resultate durchaus auf eine vielfach-segmentierte Deuterostomier-Ausgangsform hinweisen (also möglicherweise ein Chordat mit Myomerie und Branchiomerie). Ein entsprechendes Modell ist am Forschungsinstitut Senckenberg bereits in den 1960er Jahren entwickelt worden und wird zur Zeit mit Rücksicht auf aktuelle genetische Resultate ergänzt. Betrachtet werden hier außer den Acraniern und Cranioten auch die Hemichordaten und ihr Verhältnis zu den Echinodermen, die enigmatische Xenoturbella bocki als mögliche nahe Hemichordatenverwandte, sowie die Entstehungsfolge der verschiedenenen Tunicatenformen.
Hundert Jahre Deuterostomia
Am 13. November 1908 ging bei der Zeitschrift „Verhandlungen der Kaiserlich-Königlichen Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien“ ein Aufsatz des österreichischen Zoologen Karl Grobben (1854-1945) ein. In seinem "Die systematische Einteilung des Tierreiches" betitelten Beitrag wurde erstmals die Großgruppe „Deuterostomia“ vorgeschlagen, die bis heute Bestand hat und deren Evolution nach wie vor intensiv diskutiert wird. Aus Anlass dieses Jubiläums wurde von uns am 13. November 2008, also auf den Tag genau hundert Jahre später, ein Übersichtsartikel zum Thema im wissenschaftlichen Dokumentenserver arXiv publiziert.